BLICK IN DIE ZUKUNFT

Wird er mich immer lieben?
Werde ich bald reich sein?
Geht die Welt unter?

Ganz ehrlich – wollen Sie das nicht auch gerne wissen? Kaum jemand bleibt bei der Vorstellung immun, der Schleier der Zukunft könnte sich ein wenig lüften. Und so haben Hellseher, Astrologen und Kartenleger nicht nur zum Jahreswechsel Hochsaison.

Vereinzelte Nebelfetzen mildern das Dunkel der Nacht. Es herrscht eisige Stille, die nur vom Aufheulen des Windes durchbrochen wird. Gespenstisch ist die Lage auch im kerzenerleuchteten Wohnzimmer: Drei einsame Gestalten fixieren ein umgestürztes Glas und die Uhr schlägt natürlich Mitternacht. Rund um selbiges Glas liegen ausgeschnittene Buchstaben und es tut sich – absolut nichts! Eine der drei Gestalten (ich!) sagt immer wieder mit monotoner Stimme: „Geist, bist du da? Ist da jemand? Hallo, Geist!“. Und dann geschah etwas, das ich bis heute nicht vergessen habe – obwohl es nahezu 30 Jahre her ist: Das Glas hob sich zitternd ca. 50 cm vom Tisch, blieb in der Luft stehen und senkte sich dann langsam wieder herab. Nachdem wir alle „Neulinge“ bei der Beschwörung von Geistern waren, gab es keine verdeckten Dekorationen, heimliche Schnüre oder andere Schwindelmechanismen. Auf jeden Fall war das, was auch immer damals in diesem Glas werkte, in ausgesprochen kommunikativer Stimmung und gab willig Auskunft. Nach dem ersten Schock erfuhren wir nicht nur von einem Leben nach dem Tod, sondern auch vom baldigen Unfall einer nahen Verwandten. Am nächsten Tag stürzte die Mutter meiner Freundin und brach sich das Bein. Bei aller Faszination, die ich bis heute für parapsychologische Phänomene empfinde, nahm ich doch nie wieder an solch einer Sitzung teil.

Was veranlasst Menschen jeden Alters, Geschlechts und sozialen Status mit Hilfe von verschiedensten Techniken, einen Blick auf das vor uns Liegende zu werfen? Die Astrologin und Hellseherin Angela Mese: „Wir versuchen, eine beängstigende Ungewissheit vorhersehbar und damit kontrollierbar zu machen. Aber wer meint alles im Griff haben zu müssen, nimmt sich viel von der Lebendigkeit. Sinnvoll ist ein Blick in die Zukunft dann, wenn es darum geht, in Krisenzeiten Orientierungshilfe zu finden.“
Prophezeiungen und Weissagungen sind so alt wie die Menschheit selbst. In Indien existierte bereits vor 5000 Jahren eine Palmenblätterbibliothek, in der die Zukunft der Menschheit in Sanskrit niedergeschrieben war. Die Hopi-Indianer meißelten vor 2000 Jahren ihre Zukunftsvisionen auf eine Felsklippe in Arizona. Sie sagten für unsere Tage die absolute Zerstörung der Natur und dann die Rückkehr des Großen Geistes voraus. Auch in der Cheopspyramide wurden Informationen über die heutige Zeit gefunden. Danach geht im Jahre 2004 die Welt unter. Die Inkas sahen die ultimative Katastrophe für das Jahr 2013 voraus, wenn ein Riesen-Asteroid sich der Erde nähert. Es gäbe zwar keinen Zusammenstoß, aber innerhalb von drei Tagen würde alles Leben durch giftige Wolken, Tornados und Sturmwellen vernichtet. Ab 2025 entsteht dann eine völlig neue Zivilisation. Die Griechen befragten in Krisenzeiten das Orakel von Delphi. Eine Priesterin saß in Trance über einer Erdspalte, die ätherische Dämpfe freigab und empfing die Eingebungen des Gottes Apoll. Diese waren in der Regel unverständlich und wurden vom Rest der Priesterschaft passend zur Fragestellung interpretiert. Die Römer hielten sich persönliche Sternendeuter, die Aussagen über die Zukunft machen sollten. Auch Adolf Hitler zog Astrologen zu Rate und von SS Reichsführer Heinrich Himmler ist bekannt, dass er sich intensiv mit magischen Praktiken auseinandersetzte.

Der wohl bekannteste Seher war der jüdische Arzt Michael Nostradamus, der tiefe Einblicke in das Geheimwissen der damaligen Klöster hatte. Er veröffentlichte seine Weissagungen in Vierzeilern, deren genaue Bedeutung heute noch Rätsel darstellen. Ein Visionär der jüngeren Vergangenheit ist Edgar Cayce. In Trance gab er zunächst Empfehlungen für Heilbehandlungen. Er verwendete dabei Fachbegriffe, die er im Wachzustand nicht einmal aussprechen konnte. Später machte er auch Aussagen über Vorleben und Zukunft seiner Klienten. Oft sprach er dabei in fremden Sprachen, die er nachweislich nie gelernt hatte. Morgan Robertson, ein ehemaliger Seemann, hatte eines Nachts im Jahre 1898 eine Vision: Ein Luxusdampfer kam irgendwo im Atlantik aus einer dichten Nebelbank hervor. Er war dreihundert Meter lang und drei Schiffsschrauben sorgten für die damals unglaubliche Geschwindigkeit von 23 Knoten. Er sah an die 2000 Passagiere, mehr als jedes Schiff zu dieser Zeit fassen konnte. Robertson zählte die Rettungsboote, als das Schiff vor seinem geistigen Auge vorüberglitt – es waren 24 und damit viel zu wenig für alle. Er hörte eine Stimme, die das Schiff für unsinkbar erklärte. Und dann sah er den Namen: TITANIC. Robertson schrieb über diese Vision den Roman „FUTILITY“, der 1898 erschien. Vierzehn (!) Jahre später sank das angeblich unsinkbare Schiff Titanic auf seiner Jungfernfahrt.

Woher wusste Morgan Robertson so genau über Geschehnisse Bescheid, die erst so viele Jahre später stattfinden sollten? Wie konnte Edgar Cayce, der einfache Mann ohne Bildung, genaue Diagnosen stellen und in fremden Sprachen sprechen? Aus welcher Quelle schöpften diese Männer und viele andere „Seher“ vor und nach ihnen?? Eine wirkliche Erklärung dafür gibt es bis heute nicht. C. G. Jung war der Erste, der neben Bewusstsein und Unterbewusstsein einen dritten Bereich außerhalb der Person annahm, aus dem Menschen auf irgendeinem Weg Wissen beziehen. Er nannte ihn Kollektives Unbewusstes. Rudolf Steiner bezeichnete diesen mysteriösen Ort als Akasha Chronik und meinte damit eine Art kosmisches Gedächtnis, in der alles Wissen über Vergangenheit und Zukunft gespeichert ist.

Die Vorgänge rund um das „Sehen“ sind äußerst geheimnisumwittert. Die Hellseherin Rosemarie Haller sagte in einer Livesendung im Fernsehen 1999 voraus, dass im Paznauntal eine große Lawine viele Menschen das Leben kosten würde. Sie riet dringend dazu, das Tal zu evakuieren. Fünf Tage später ging die Jahrhundertlawine ab und 38 Menschen starben.

Was geschieht also nun bei diesem „Hellsehen“? Haben manche Personen Zugang zu Welten, die anderen für immer verschlossen bleiben? Sind die Prophezeiungen Durchsagen von Gott, für die einige auf Empfang geschaltet haben? Oder sind Erfolge Zufallstreffer und Wahrscheinlichkeiten? Bis heute gibt es darüber nur Vermutungen. Tatsache ist, dass wir die Welt grundsätzlich über unsere fünf Sinne wahrnehmen. Aber damit können wir nicht alles erkennen, was existiert. Schließlich sind zum Beispiel Gedanken unsichtbar, und doch würde niemand leugnen, dass es sie gibt.

Unzählige Methoden versuchen, der Zukunft ein wenig von ihren Geheimnissen zu entlocken. Die bekanntesten sind folgende:

Astrologie

Das astrologische System nimmt einen Zusammenhang zwischen dem Stand der Gestirne und dem Schicksal des Menschen an. Ein persönliches Horoskop wird aufgrund des genauen Zeitpunktes der Geburt erstellt und zeigt Charakteranlagen und grundlegende Potentiale. Aber aus dem Verlauf der Himmelskörper lassen sich für den Einzelnen auch wahrscheinliche zukünftige Ereignisse bestimmen. Schon 8000 (!) Jahre vor unserer Zeitrechnung beschäftigten sich bereits Assyrer, Babylonier, Ägypter und Mayas mit der Astrologie.

Hellsehen

Rosemarie Haller: „Jemand der hellsichtig ist, hat außersinnliche Wahrnehmungen. Dabei kann es sich um Bilder handeln, Stimmen oder ein Gefühl. Meine Visionen kommen als innere Sätze.“ Sie „hört“ auch die Gedanken der Menschen und steht mit dem Jenseits in Kontakt: „Meine geistigen Führer sind Verstorbene und ich werde auch oft gebeten, mit Toten zu sprechen. Davor konzentriere ich mich auf Vornamen und Sterbejahr und bitte um Antwort. Ich selbst lebe absolut angstfrei, denn ich bin davon überzeugt, dass es im Jenseits wunderschön ist. In meinen inneren Bildern sehe ich Wärme, klares Wasser und friedvolle Stimmung. Die Menschen unterhalten sich mittels Telepathie und Entfernungen spielen keine Rolle, da sie durch die Kraft der Gedanken überall hingelangen können.“

Tarot

Seit Jahrhunderten faszinieren die 78 Karten des Tarot die Menschen und tun es (mit Recht!) noch heute. Sie sind so alt, dass sich ihr Ursprung im Nebel der Geschichte verliert. Es heißt, die Bilder reflektieren Mitteilungen und Prophezeiungen, die nur dem Unterbewusstsein bekannt sind. Die Karten werden gezogen und dann einzeln oder in speziellen Legesystemen interpretiert. Sie können das allein tun oder eine Legerin zu Rate ziehen.

I Ging

Das chinesische „Buch der Wandlungen“ entstand angeblich um 3000 v. Chr. Für dieses Orakel wurden ursprünglich Knochen ins Feuer geworfen, aus deren Form und Farbveränderung die Priesterschaft bestimmte Rückschlüsse zog. Heute können Sie dafür – unspektakulärer – Münzen verwenden, deren Lage interpretiert wird. In speziellen Kommentaren erfahren Sie – für Laien allerdings oft ein wenig unverständlich – die Antwort auf Ihre Frage.

Channeling

Bei diesem Vorgang spricht ein Wesen von der Energieebene (d.h. aus dem Jenseits, anderen Bewusstseinsebenen oder auch von fremden Planeten) durch ein dafür geeignetes Medium. Einige von ihnen wissen während der Durchgaben über den Inhalt Bescheid, andere nicht. Die Texte beinhalten meist Aussagen über frühere Leben, künftige Ereignisse, oder Hinweise zur Lebensführung. Es wird immer wieder diskutiert, ob tatsächlich jenseitige Existenzen mit uns kommunizieren oder nur das Unterbewusstsein des Mediums. Wie auch immer – auf jeden Fall sprechen zum Beispiel die Bücher von Jani King, die den Plejadianer Ptaah channelt die Seele auf einer tiefen Ebene an. Neal Donald Walsh gibt in seiner Triologie „Gespräche mit Gott“ an, dass er regelmäßig Unterhaltungen mit diesem führt. Die Bücher wurden nicht umsonst Bestseller. Unabhängig davon, ob hier tatsächlich der höchste Chef mit uns redet oder das UB von irgendwem sind die Aussagen für Suchende von größtem Wert. Einfach ausprobieren!

Seancen

Das Befragen von Geistern bezüglich der Zukunft mittels „Tischerlrücken“ hat große Tradition. Es kann dafür besagtes Glas verwendet werden oder auch ein spezielles Brett mit Bleistift, das vom „Geist“ dazu benutzt wird, sich mitzuteilen. Ich möchte vor dieser Praktik grundsätzlich warnen, da sensiblere Personen mit dem, was dort geschieht, überfordert sein könnten.

Die Liste der Methoden für das Zukunftsschauen ist lang. Sie reicht von Handlesen, Pendeln, Numerologie, Runen, Kaffeesatzlesen, Wahrsagen mit Würfeln, bis hin zur guten alten Kristallkugel.

Wie weit ist es wirklich sinnvoll, die eigene Zukunft wissen zu wollen? Angela Mese: „Das muss jeder/jede für sich selbst entscheiden. Zur echten Lebenshilfe kann es werden, wenn Sie sich einer Methode bedienen, um leichter durch gewisse Abschnitte des Lebens zu kommen. Bedenklich wird es dann, wenn jemand sich völlig fixiert, keinen Handlungsspielraum mehr sieht oder versucht, bestimmte Erfahrungen krampfhaft zu vermeiden. Das Leben muss Schritt für Schritt gelebt werden, auch wenn das unter Umständen schmerzhaft sein kann. Wer spürt, dass ihm die Kraft für das Hier und Jetzt durch eine Zukunftsprognose genommen werden könnte, sollte lieber die Finger davon lassen.“ Wenn Sie sich dafür entscheiden, einen Hellseher, Astrologen oder ähnliches in Anspruch zu nehmen, kontaktieren Sie nicht den Nächstbesten, sondern hören Sie sich um. Angela Mese: „Die Person sollte Wärme und Mitgefühl ausstrahlen, aber auch um die eigene Fehlbarkeit wissen. Hellseher sind nur Menschen, und Voraussagen können daher falsch sein. Absolut tabu sind Informationen darüber, wann jemand stirbt oder auch extrem überzogene Honorarforderungen“.

Es kann sehr spannend sein, in all diese Bereiche einzutauchen oder das eine oder andere auszuprobieren. Mein Lebensrezept lautet trotz alledem: Wir wissen nicht, wann wir sterben und wie – aber wir können bestimmen, wie wir das Leben leben wollen – jetzt! (Joan Baez)

Literatur:

Rosalinde Haller:
„Hellsehen“, Tosa Verlag

Barbara Haislip:
„Die praktische Kunst des Wahrsagens“, Hermann Bauer Verlag

Bärbel Ludwig:
„Prophezeiungen für das 21. Jahrhundert“, Verlag Peter Erd

Kontakt – Angela Mese: 01/202 75 41